Antidiarrhoika, motilitätshemmende - Quellmittel
Es wird wohl befürchtet, dass die Hemmung der Peristaltik bei gleichzeitiger vermehrter Ballaststoffzufuhr einen mechanischen Ileus begünstigt. Quellmittel können auch alleine einen Ileus hervorrufen, vor allem bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr.
Begünstigung eines mechanischen Ileus
Die gleichzeitige Behandlung mit Quellmitteln wie Floh- oder Leinsamen und motilitätshemmenden Antidiarrhoika (Loperamid, Opiumtinktur) begünstigt einen Darmverschluss (krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, Stuhlverhalt).
Quellmittel wie Floh- oder Leinsamen und Arzneimittel, die die Darmperistaltik hemmen, sollen in der Selbstmedikation nicht gleichzeitig angewandt werden; die ärztliche Überwachung ist erforderlich.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Loperamid - P-Glycoprotein-Inhibitoren
Das Transportprotein P-Glycoprotein vermittelt den Efflux von Loperamid aus den Körperzellen in das Darmlumen, in die renalen Tubuli und in das Blut sowie aus dem ZNS. Es wurde daher vermutet, dass Loperamid im ZNS höhere Konzentrationen erreicht und opioidartige ZNS-Effekte hervorrufen kann, wenn P-Glycoprotein in den Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke gehemmt wird. Die gleichzeitige Behandlung mit Chinidin oder Ritonavir, beides P-Glycoprotein-Inhibitoren, resultierte in einem 2- bis 3-fachen Anstieg der Plasmakonzentrationen von Loperamid. Dabei wurden keine verstärkten ZNS-Wirkungen von Loperamid festgestellt. Der Effekt von Ritonavir soll überwiegend auf einer Hemmung von CYP3A4 beruhen.
Verstärkte Wirkungen von Loperamid möglich
Bei gleichzeitiger Anwendung mit P-Glycoprotein-Inhibitoren (Chinidin, Chinin, Ciclosporin, Dronedaron, Ritonavir, Verapamil) sind verstärkte Effekte von Loperamid nicht auszuschliessen. Zeichen einer beeinträchtigten Atmung wurden nach Gabe von Chinidin und Loperamid in hohen Einzeldosen (600 mg bzw. 16 mg) unter experimentellen Bedingungen gemessen. Bei starker Überdosierung kann Loperamid QT-Zeit-Verlängerung und Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes hervorrufen.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit P-Glycoprotein-Inhibitoren und Loperamid erforderlich, soll auf opioidartige unerwünschte Wirkungen (Atemdepression) sowie auf Anzeichen von Herzrhythmusstörungen besonders geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Desmopressin - Loperamid
Bei 18 Probanden erhöhten die Gabe von 4 mg Loperamid, 24, 12 und 1 Stunde vor der Gabe von 400 myg Desmopressin dessen Bioverfügbarkeit im Schnitt auf das 3,1-Fache, vermutlich durch vermehrte Absorption auf Grund der verlangsamten Darmpassage.
Erhöhtes Risiko für Wasserintoxikationen bzw. Hyponatriämien
Die gleichzeitige Behandlung mit Loperamid kann die Wirkungen von peroral appliziertem Desmopressin verstärken bzw. verlängern und so das Risiko für eine Wasserintoxikation bzw. eine Hyponatriämie mit Kopfschmerzen, Schwindel, Ödemen, Übelkeit, Verwirrtheit und in schweren Fällen Krampfanfällen und Koma erhöhen.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit Loperamid nötig, sollen die Patienten besonders sorgfältig auf Symptome einer Wasserintoxikation beobachtet werden. Grundsätzlich soll eine Bestimmung des Natriumserumspiegels erwogen werden, wenn klinische Zeichen einer Hyponatriämie auftreten. Eine übermässige Flüssigkeitszufuhr ist zu vermeiden bzw. eine Flüssigkeitsrestriktion einzuhalten (Trinken nur bei Durst, Überwachung des Körpergewichts).
Vorsichtshalber überwachen
Loperamid - Enzyminhibitoren (CYP3A4, CYP2C8)
Loperamid ist ein Substrat von CYP3A4 und CYP2C8: Der CYP3A4/P-Glycoprotein-Hemmer Itraconazol erhöhte die Plasmakonzentrationen einer Einzeldosis von 4 mg Loperamid auf das 3- bis 4-Fache. Der CYP2C8-Inhibitor Gemfibrozil erhöhte die Loperamidkonzentrationen um annähernd das 2-Fache. Die Kombination von Itraconazol und Gemfibrozil resultierte in einem 4-fachen Anstieg der Spitzenplasmakonzentrationen von Loperamid und einem 13-fachen Anstieg der Bioverfügbarkeit. Psychomotorische Tests zeigten dabei keine Auswirkungen auf das ZNS. Ketoconazol erhöhte die Loperamid-Plasmakonzentrationen 5-fach. Pupillometrisch zeigten sich dabei keine verstärkten pharmakodynamischen Effekte.
Verstärkte Wirkungen von Loperamid möglich
Die Wirkungen von Loperamid können möglicherweise durch Hemmstoffe der relevanten CYP-Enzyme (Cimetidin, Clarithromycin, Erythromycin, Itraconazol, Ketoconazol, Gemfibrozil) verstärkt werden. Bei starker Überdosierung kann Loperamid QT-Zeit-Verlängerung und Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes hervorrufen.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit Enzyminhibitoren und Loperamid erforderlich, soll auf opioidartige unerwünschte Wirkungen (Atemdepression) sowie auf Anzeichen von Herzrhythmusstörungen besonders geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen