Baloxavir marboxil - Kationen, polyvalente
Baloxavir kann Chelate mit polyvalenten Kationen bilden.
Eine signifikante Verminderung der Baloxavir-Exposition wurde bei Affen festgestellt, wenn Baloxavir marboxil zusammen mit polyvalenten Kationen verabreicht wurde. Studien bei Menschen wurden nicht durchgeführt.
Verminderte Wirksamkeit von Baloxavir
Die Einnahme von Baloxavir marboxil zusammen mit Produkten, die mehrwertige Kationen enthalten, kann die Wirksamkeit von Baloxavir beeinträchtigen.
Die Einnahme von Baloxavir marboxil zusammen mit polyvalenten Kationen enthaltenden Laxativa, Antazida oder Ergänzungsmitteln zum Einnehmen soll vermieden werden.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Tetracycline - Kationen, polyvalente
Polyvalente Kationen bilden mit Tetracyclinen schwer absorbierbare Komplexe. Antazida können eventuell auch die Löslichkeit der Tetracycline beeinträchtigen. Ausserdem können Adsorptionseffekte eine Rolle spielen. Je nach Tetracyclin und Kation wurden um bis zu 90 % verminderte Bioverfügbarkeiten gefunden.
Die Wechselwirkung betrifft auch die parenterale Applikation von Doxycyclin, da dieses im enterohepatischen Kreislauf reabsorbiert wird. 30 ml Aluminiumhydroxid verringerte die Bioverfügbarkeit von intravenös verabreichtem Doxycyclin (200 mg) um 18-44 %.
Verminderte antimikrobielle Wirksamkeit der Tetracycline
Die antimikrobielle Wirkung der Tetracycline kann durch die Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen (Aluminium, Calcium, Eisen, Lanthan, Magnesium, Strontium, Zink) beeinträchtigt werden. Therapieversager können vorkommen.
Tetracycline und polyvalente Kationen müssen zeitlich versetzt eingenommen werden. Die Empfehlungen lauten unterschiedlich (in der Regel 2-3 Stunden). Der Zeitabstand soll möglichst gross sein, da so die Absorption umso weniger beeinträchtigt wird. Allerdings wird die Wechselwirkung wegen des enterohepatischen Kreislaufs dadurch nicht vollständig verhindert, sondern nur minimiert.
Eine Behandlung mit Strontiumranelat soll während der Anwendung von Tetracyclinen vorsichtshalber unterbrochen werden.
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption beeinträchtigen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Eisensalze - Aluminium-, Calcium- und Magnesiumsalze; Antazida
Vermutlich bilden polyvalente Kationen mit Eisen-II schwerlösliche, schlecht absorbierbare Verbindungen. Die Anhebung des Magen-pH-Werts durch Antazida kann die Löslichkeit der Eisen-II-Salze verschlechtern. Ausserdem können Adsorptionseffekte eine Rolle spielen.
Die Studienergebnisse zu dieser Interaktion weichen stark voneinander ab: Während einige Untersucher keine Absorptionsverminderung fanden, berichten andere über geringe bis erhebliche Verminderungen der Eisen-Bioverfügbarkeit. Dazu trägt vermutlich die ohnehin geringe und variable Absorptionsquote (10–30%) von peroralem Eisen bei, die zudem vom Eisenstatus des Patienten abhängt. Weiter können unterschiedliche Neutralisations- oder Adsorptioneigenschaften der Stoffe, unterschiedliche Mengen oder Einnahmeabstände oder Abstände von Mahlzeiten die Absorptionsrate beeinflussen. Bei 23 Probanden verminderte Calciumacetat die Eisenabsorption um etwa 27% und Calciumcarbonat um etwa 19%, während der Phosphatbinder Sevelamer sie nicht signifikant beeinträchtigte. Für Magnesium-L-aspartat wurde in einer Studie ebenfalls keine Beeinträchtigung der Eisenabsorption (Eisengluconat) gefunden.
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption beeinträchtigen.
Verminderte Bioverfügbarkeit von Eisen möglich
Der Erfolg einer Therapie mit Eisen-II-Salzen kann durch Einnahme zusammen mit Aluminium-, Calcium- oder Magnesiumsalzen (zur Substitution, als Phosphatbinder oder Antazida) beeinträchtigt werden.
Eisen-II-Salze sollen um 2–3 Stunden getrennt von Antazida bzw. polyvalenten Kationen eingenommen werden, und zwar nüchtern und mit Leitungswasser. In der Regel empfehlen die Hersteller die Einnahme eine halbe Stunde vor oder zwischen den Mahlzeiten. Nur wenn dabei wiederholt Magen-Darm-Störungen auftreten, können Eisensalze zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Absorption von Eisen aus Eisencarboxymaltose scheint nicht durch polyvalente Kationen beeinträchtigt zu werden, so dass es als Alternative in Frage kommt. Als alternativer Phosphatbinder bei Dialyse-Patienten eignet sich der Ionenaustauscher Sevelamer.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Chinolone - Kationen, polyvalente
Wahrscheinlich wird die Absorption der Chinolon-Antibiotika durch die Bildung schwer absorbierbarer Chelate mit den mehrwertigen Kationen sowie durch Adsorptionseffekte vermindert. Die Absorptionsverminderung kann über 90 % betragen. Ciprofloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin sind von dieser Wechselwirkung am stärksten betroffen. Bei Aluminium, Magnesium, Eisen und Zink ist die Absorptionsminderung etwa gleich gross, bei Calcium etwas geringer. In einer Studie an gesunden Probanden reduzierte die gleichzeitige Einnahme von Sucralfat die relative Bioverfügbarkeit von Norfloxacin auf ca. 2 %. Wurde Sucralfat 2 Stunden vor Norfloxacin gegeben, war die relative Bioverfügbarkeit noch auf ca. 57 % vermindert.
Verminderte antimikrobielle Wirkung der Chinolone
Die gleichzeitige Einnahme mit polyvalenten Kationen wie Aluminium, Magnesium, Calcium, Eisen, Lanthan und Zink kann die antimikrobielle Wirksamkeit der Chinolone (Gyrasehemmer) beeinträchtigen. Therapieversager können auftreten.
Chinolon-Antibiotika sollen mit möglichst grossem zeitlichen Abstand vor oder nach polyvalenten Kationen eingenommen werden. In der Regel sollen mindestens 2 Stunden vor und nach der Einnahme von Chinolonen keine polyvalenten Kationen eingenommen werden; teilweise werden längere Abstände empfohlen (siehe Fachinformationen).
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption der Chinolon-Antibiotika beeinträchtigen.
Als Alternative zu Antazida während der Behandlung mit Chinolon-Antibiotika eignen sich H2-Blocker und Protonenpumpenblocker.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Fluoride - Kationen, polyvalente
Fluoride bilden mit polyvalenten Kationen schwerlösliche Salze, so dass ihre Absorption vermindert wird. Ausserdem erhöhen Antazida den pH-Wert des Magens, so dass mehr ionisiertes Fluorid vorliegt und die Bildung von schwerlöslichen Calcium- und Aluminiumfluoriden begünstigt wird.
Verminderte Wirksamkeit des Fluorids möglich
Die Einnahme zusammen mit Calcium-, Magnesium- oder Aluminiumsalzen kann die Wirksamkeit von Fluoriden beeinträchtigen.
Fluoride sollen mindestens 2 Stunden vor oder nach polyvalenten Kationen eingenommen werden. Empfohlen wird die Einnahme mit Leitungswasser, da auch Mineralwässer erhebliche Mengen an Calciumionen enthalten können.
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Fluorid-Absorption beeinträchtigen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Bisphosphonate - Kationen, polyvalente
Die Bioverfügbarkeit der Bisphosphonate ist sehr niedrig. Bei gleichzeitiger Einnahme mit polyvalenten Kationen bilden sich stabile, schwer absorbierbare Komplexe, die die Absorption weiter gravierend verschlechtern können.
Verminderte Wirksamkeit der Bisphosphonate
Die gleichzeitige Einnahme mit polyvalenten Kationen kann die Wirksamkeit von Bisphosphonaten beeinträchtigen.
Antazida und Mineralstoffpräparate sind innerhalb von 2 Stunden vor und nach der Einnahme von Bisphosphonaten zu meiden. Die zeitlichen Abstände, die eingehalten werden sollen, variieren je nach betroffenem Bisphosphonat; die Empfehlungen der Hersteller sind zu beachten.
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption beeinträchtigen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Schilddrüsenhormone - Kationen, polyvalente
Vermutlich bilden polyvalente Kationen mit Levothyroxin schwer absorbierbare Komplexe.
Verminderte Wirksamkeit der Schilddrüsenhormone
Die Einnahme zusammen mit Eisen-, Calcium-, Lanthan- oder Aluminiumsalzen kann die Wirksamkeit von Levothyroxin vermindern. Zeichen einer Hypothyreose (z. B. Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteintoleranz, erhöhtes TSH) können im Laufe der Behandlung auftreten bzw. bestehen bleiben.
Die gesamte Tagesdosis Levothyroxin soll morgens nüchtern mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück unzerkaut und möglichst mit Leitungswasser eingenommen werden. Calcium-, Eisen-, Lanthan- bzw. Aluminiumsalze sollen frühestens 2 Stunden nach Levothyroxin eingenommen werden; teilweise werden noch längere Einnahmeabstände empfohlen.
Antazida werden zwischen den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen eingenommen. Als Alternativen für Antazida, auch in der Selbstmedikation, eignen sich H2-Blocker (Ranitidin, Famotidin) oder Protonenpumpenblocker (Omeprazol, Pantoprazol).
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Strontiumranelat - Calciumsalze
Calcium-Ionen können die Bioverfügbarkeit von Strontiumranelat um bis zu 60-70 % reduzieren.
Verminderte Wirksamkeit von Strontiumranelat
Die Einnahme von Strontiumranelat zusammen mit Calcium-haltigen Arzneimitteln kann die Wirksamkeit des Osteoporosemittels beeinträchtigen.
Strontiumranelat soll um mindestens 2 Stunden getrennt von Calcium-haltigen Arzneimitteln eingenommen werden. Die Einnahme am Abend, mindestens 2 Stunden nach dem Abendessen, wird empfohlen. Keinesfalls soll aber die Calciumzufuhr auf Grund dieser Wechselwirkung vermindert werden, da sie gerade bei Osteoporose wichtig ist.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Estramustin - Kationen, polyvalente
Polyvalente Kationen können mit Estramustin schwerlösliche Salze bilden und so das Ausmass der Absorption vermindern.
Verminderte Wirksamkeit von Estramustin möglich
Die Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen (Calcium, Magnesium, Aluminium) kann die Wirksamkeit von Estramustin beeinträchtigen.
Estramustin soll nicht zusammen mit polyvalenten Kationen eingenommen werden; die Einnahme soll zeitlich getrennt werden.
In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption beeinträchtigen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Eltrombopag - Kationen, polyvalente
Eltrombopag bildet Komplexe mit polyvalenten Kationen wie Eisen, Calcium, Magnesium, Aluminium und Zink, wordurch seine Absorption vermindert wird. Die Einnahme zusammen mit 1524 mg Aluminiumhydroxid und 1425 mg Magnesiumcarbonat reduzierte die Bioverfügbarkeit einer Einzeldosis von 75 mg Eltrombopag im Schnitt um 70 %.
Verminderte Wirksamkeit von Eltrombopag möglich
Die Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen kann die Wirksamkeit von Eltrombopag beeinträchtigen.
Eltrombopag soll mindestens 2 Stunden vor oder 4 Stunden nach polyvalenten Kationen (Antazida, Mineralstoffsubstitution) eingenommen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Dolutegravir - Kationen, polyvalente
Polyvalente Kationen bilden mit Dolutegravir vermutlich schwer absorbierbare Komplexe. Die gleichzeitige Einnahme mit einem Magnesium-/Aluminium-haltigen Antazidum verringerte die Bioverfügbarkeit einer 50-mg-Einzeldosis Dolutegravir im Schnitt um 74 %. Der Protonenpumpenblocker Omeprazol beeinträchtigte die Bioverfügbarkeit von Dolutegravir nicht.
Verminderte antiretrovirale Wirksamkeit von Dolutegravir möglich
Die Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen (Aluminium, Calcium, Eisen, Magnesium) kann die antiretrovirale Wirksamkeit von Dolutegravir möglicherweise beeinträchtigen.
Polyvalente Kationen sollen mit deutlichem zeitlichen Abstand zu Dolutegravir eingenommen werden: mindestens 2 Stunden danach oder 6 Stunden davor. In Einzelfällen können auch Hilfsstoffe mit polyvalenten Kationen, wenn sie in entsprechender Menge enthalten sind, die Absorption beeinträchtigen. Omeprazol kann als Alternative erwogen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
[223Ra]Radiumchlorid - Calciumsalze
Eine Konkurrenz von Calcium mit [223Ra]Radium um die Bindung an das Knochenmineral Hydroxylapatit im Bereich von Knochenmetastasen wird angenommen.
Verminderte Wirksamkeit von [223Ra]Radiumchlorid möglich
Erhöhte Plasmakonzentrationen von Calcium können die Wirksamkeit von [223Ra]Radiumchlorid möglicherweise beeinträchtigen.
Einige Tage vor Beginn der Behandlung mit [223Ra]Radiumchlorid soll die Unterbrechung einer zusätzlichen Calciumzufuhr erwogen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Alpha-Liponsäure - Kationen, polyvalente
Alpha-Liponsäure ist ein Metallchelator, so dass bei Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen eine verminderte Absorption erwartet wird. Dies wurde nicht untersucht.
Verminderte Wirksamkeit der alpha-Liponsäure
Bei Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen wird eine verminderte Wirksamkeit von Alpha-Liponsäure angenommen.
Alpha-Liponsäure soll nicht zusammen mit polyvalenten Kationen eingenommen werden. Bei Einnahme der gesamten Tagesdosis von Alpha-Liponsäure 30 Minuten vor dem Frühstück können Mineralstoffpräparate mittags oder abends, Antazida zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Trientin - Kationen, polyvalente
Trientin ist ein Metallchelator, so dass bei Einnahme zusammen mit polyvalenten Kationen eine verminderte Absorption erwartet wird. Trientin senkt die Eisenkonzentration im Serum. Studien zur verminderten Wirksamkeit von Trientin liegen nicht vor.
Verminderte Wirksamkeit von Trientin / Verminderte Absorption der Mineralstoffe
Bei Einnahme von Trientin zusammen mit polyvalenten Kationen kann die Wirksamkeit von Trientin und die systemische Wirkung der polyvalenten Kationen vermindert sein.
Trientin und polyvalente Kationen sollen mit zeitlichem Abstand von mindestens 2 Stunden eingenommen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Calciumsalze - Thiazid-Diuretika
Thiazid-Diuretika vermindern die Calcium-Exkretion und können selten bereits alleine eine Hyperkalziämie hervorrufen. Eine zusätzliche Calcium-Supplementierung erhöht daher das Risiko einer Hyperkalziämie.
Erhöhtes Risiko einer Hyperkalziämie
Im Verlauf einer Langzeitbehandlung mit Thiazid-Diuretika kann in Einzelfällen eine symptomatische Hyperkalziämie auftreten; durch Zufuhr von Calciumsalzen in hoher Dosis oder über längere Zeit wird dieses Risiko erhöht. Übelkeit und Erbrechen, Obstipation, Schwindel, Verwirrtheit, Ataxie, gesteigertes Durstempfinden, Polyurie und Muskelschwäche können auftreten.
Patienten, die mit Thiazid-Diuretika behandelt werden, sollen Calcium-Supplemente nur unter ärztlicher Überwachung anwenden; in diesem Fall soll die Calcium-Serumkonzentration (normal: 2,25-2,75 mmol/l) überwacht werden. Calcium-haltige Antazida sollen durch Aluminium- oder Magnesium-haltige Präparate ersetzt werden. Auf Zeichen einer Hyperkalziämie ist zu achten.
Vorsichtshalber überwachen